Die Sucht im Blick:
Kreativ und bunt statt blau
Von Wilfried Stief
STADE. Im Alten Schlachthof tobt das Leben. Hier schnippeln die Schüler Gemüse, dort wird gesprayt, oben getanzt. Das und noch viel mehr geht derzeit als Suchtpräventionswoche über die Bühne. Doch nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern schrill, kreativ und scharf gewürzt.
Kreativ gingen die Schüler ans Werk. Hier mit Künstler Matthias Weber und Lehrerin Beate Winkler. Fotos: Stief
140 Schüler der Integrierten Gesamtschule IGS in Stade haben sich mit ihren Lehrkräften auf das Thema Sucht eingelassen. Aus gutem Grund, denn die Achtklässler kommen jetzt in ein Alter, in dem die mannigfaltigen Süchte ins Blickfeld geraten.
„Wir haben uns mit Beratungsstellen zusammengesetzt und das Feld abgesteckt“, sagt Lehrerin Beate Winkler. Nur an Alkohol und Rauchen zu denken, ist da zu kurz gegriffen. Die Medien, die E‑Zigarette, die Shisha oder das Essen als Sucht gehören ebenfalls dazu. Immer mehr komme auch das Glücksspiel in Betracht, haben die Lehrkräfte vom Verein für Sozialmedizin erfahren. Vielleicht nicht gleich mit 14 oder 15 Jahren, aber über das Internet drängen sich die Spielangebote immer wieder nach vorne und ködern unablässig.
Schüler zeigen Disziplin
Die Woche begann mit Infos satt. Profis von Beratungsstellen und der Polizei klärten über Süchte und Gefahren auf. Den Teil hätten die Schüler sehr diszipliniert und konzentriert absolviert, lobten die Berater, berichtet Beate Winkler.
Dann packten die Schüler die Themenpalette selbst an. Dazu zog es viele in das Jugendzentrum Alter Schlachthof, um in kleineren Gruppen kreativ zu arbeiten. Jugendpfleger Marc Olszewski hat in seinem Haus viel zu bieten: eine Küche, Werkräume, Platz zum Tanzen und zum Zurückziehen und eine Bühne.
Das Anti-Süchte-Konzept, das hinter den arbeitsreichen Tagen im Schlachthof steckt, ist eigentlich ganz einfach. Wer an sich Fähigkeiten und Neigungen entdeckt, kann die in seiner Freizeit weiter entwickeln. Wer zum Beispiel merkt, dass er beim Zeichnen voll gut ist, muss sich nicht volldröhnen, ist so ein Kernpunkt.
140 Schüler dabei
„Die Schüler merken gar nicht, dass sie Suchtprävention betreiben“, sagt Jugendpfleger Olszewski. Tatsächlich sind 140 Schülerinnen und Schüler mit Feuereifer bei der Sache. Ob an der Spraydose, im Tanzraum oder in der Küche – überall können die Jugendlichen neue Seiten an sich entdecken.
Nach getaner Arbeit ist Party angesagt. Am Freitag zeigen die Schüler sich und ihren Eltern die Ergebnisse der Woche. Die Köche sorgen für scharf gewürztes Fingerfood, es gibt Vorführungen und Spiele. Musik und Filme fehlen natürlich auch nicht. Zur Abschluss-Party kommt das Cocktailmobil. Alkoholfreies nach dem Motto „Smarter ohne Kater“.
Noch bis zum 31. März läuft die DAK-Aktion „bunt statt blau“. Schulen können Plakate zum Thema kreieren und einreichen. Die Kampagne wird vom Gesundheitsministerium unterstützt.
Stader Tageblatt. 07.02.2018.