Die ersten Tage der Anbahnungsreise unserer Simbabwe-Schulpartnerschaft
Von Samstag, den 10.9., bis Samstag, den 24.9.2022, findet der erste Teil der Anbahnungsreisen unserer Simbabwe-Schulpartnerschaft statt. Eine Delegation von 6 Personen reist in das Land im Süden Afrikas und besucht die Msiteli High School: Dabei sind die Schülerinnen Ida Brügmann (10c), Lykka Horreis (10e), Amelie Kruse (11c), die Lehrkräfte Kirstin Mbohwa-Pagels und Nele Rieken sowie der Schulleiter Jörg Moser-Kollenda. Hier einige Eindrücke der Reisegruppe:
Am Sonntag, den 11.9.22 landen wir mittags in Victoria Falls. Dort werden wir von einer ca. 15-köpfigen Delegation der Schule empfangen: Lehrkräfte und Schüler*innen waren mit dem Bus der Schule 400 km zum Flughafen gefahren, um uns zu begrüßen und abzuholen. Ein wunderbarer Empfang!
Unsere Begrüßung in Viktoria Falls
Gemeinsam fahren wir mit dem Schulbus nach Bulawayo.
Die Sonne ist bereits untergegangen, als wir — am Ende einer insgesamt 30-stündigen Reise — erschöpft und glücklich im „Njube Youth Centre“ unsere Zimmer beziehen. Dieses Jugendzentrum mit Übernachtungsmöglichkeit ist eine Einrichtung der „Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Bulawayo“ und wird für Workshops, Berufsvorbereitungskurse und Nachhilfeunterricht genutzt.
Am Montag (12.9.) der erste Besuch an unserer Partnerschule:
Blick auf den Schulhof
Die Msiteli High School liegt in einem Vorort der Stadt. Sie hat 1842 Schüler*innen und 60 Lehrkräfte. Zur Zeit läuft die Schule im Zwei-Schicht-Betrieb: Die eine Hälfte der Schüler*innen kommt von 8 — 12 Uhr, die zweite von 12 bis 16 Uhr. Nur die Oberstufenschüler*innen sind den ganzen Tag da.
Auch an der Schule ist die Begrüßung für uns überwältigend. Viele Personen werden uns vorgestellt und zeigen sich sehr erfreut über unseren Besuch. Besonders hervorgehoben wird immer wieder, dass wir uns auf einen so weiten Weg gemacht haben, um die Schulgemeinde zu besuchen.
Wir machen einen Schulrundgang, lernen die verschiedenen Fachbereiche der Schule kennen. Eine Fülle von Eindrücken strömt auf uns ein. Die Schule besteht aus einstöckigen Gebäuden, die Ende der 1950er Jahre errichtet wurden. In der Mitte ein schön angelegter Schulhof. Die Ausstattung ist schlicht und größtenteils sehr alt. In den jüngeren Klassen sitzen bis zu 50 Kinder — alle in einer recht schicken Schuluniform.
Im Geschichtsunterricht von Mr. TG
„Sehr spannend fand ich den Umgang zwischen den Lehrkräften und ihren Schülerinnen und Schülern. Einerseits ist der sehr locker und oft auch humorvoll. Gleichzeitig haben die Lehrkräfte aber eine große Autorität.“, sagt Ida Brügmann.
Es gibt eine kleine Schulküche, die normalerweise nur für den Kochunterricht genutzt wird. Während unseres Aufenthalts in der Schule werden wir hier fürstlich bekocht.
Am Nachmittag gibt es den ersten Workshop gemeinsam mit den Lehrkräften und Schüler*innen, die uns später in Deutschland besuchen werden. Dabei geht es vor allem um das gegenseitige Kennenlernen.
In der Bibliothek
Am Dienstag (13.9.) haben wir Gelegenheit zu längeren Unterrichtsbesichtigungen. Unsere Schüler*innen gehen mit ihren Austauschpartner*innen mit und erleben einen normalen Schulalltag, wo sie sehr herzlich empfangen werden. „Verblüffend ist diese Offenheit und Freundlichkeit der Jugendlichen hier. Sehr viele Leute gehen direkt auf dich zu und wollen dich kennen lernen.“, sagt Lykka Horreis.
Bei den Unterrichtsinhalten und Arbeitsmethoden gibt es viele Parallelen. Auch der Fächerkanon ist in weiten Teilen ähnlich wie der deutsche. Nur in der Oberstufe gibt es eine viel stärkere Spezialisierung: Die Entscheidung für ein Studium bzw. eine Berufsausbildung muss daher deutlich früher erfolgen als in Deutschland.
Präsentation eines selbst konstruierten Elektroautos
Auffallender Unterschied im Unterricht aller Jahrgänge: Es wird kaum mit Büchern gearbeitet. Stattdessen gibt es vor allem Diktate und Tafelanschriebe. Die Schüler*innen schreiben sehr viel.
Am Nachmittag fahren wir mit dem kleinen Bus der Schule in die Stadt. Auf dem Programm steht ein Besuch im Ministerium: Die Dezernentin, die für die staatlichen Schulen in Bulawayo verantwortlich ist, begrüßt uns ebenfalls sehr freundlich und wir erfahren, dass wir der erste internationale Austausch der staatlichen Schulen in der Stadt sind.
Ministeriumsbesuch
Anschließend fährt uns der Schulleiter der Msiteli High School noch ein wenig durch die City. Wir sehen eine sehr lebendige Großstadt, die bei allem Leben nicht hektisch erscheint. Vor dem Rathaus der Stadt, ein imposanter Bau aus der Kolonialzeit, ist unser erster Halt: Wir spazieren um den Bau herum und schlendern über einen Souvenirmarkt.
Besonders beeindruckend sind die vielen Straßenmärkte, auf denen man offensichtlich alles bekommen kann, was das Herz begehrt.
Simbabwe leidet seit geraumer Zeit unter einer starken Inflation. Deshalb wird beim Einkauf neben der einheimischen Währung auch noch die südafrikanische und die US-amerikanische genutzt. Trotz dieser wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind die Regale in den Supermärkten gut gefüllt.
Am Mittwoch (14.9) findet — wie jeden Mittwoch — zur Mittagszeit eine Vollversammlung in der Msiteli High School statt. Alle Schülerinnen und Schüler (sowohl die, die vormittags Unterricht haben, als auch die Nachmittagsschicht) kommen für etwa 40 Minuten auf dem Schulhof zusammen. Hier zeigt sich, dass auch staatliche Schulen in Simbabwe sehr christlich sind: Teil der Versammlung ist Lobgesang und eine feurige Predigt eines Lehrers mit abschließendem gemeinsamen Vater-Unser-Gebet.
Schulversammnlung
Außerdem gibt es eine beeindruckende Gesangsdarbietung mit Mbira, einem traditionellen afrikanischen Daumenklavier. Immer wieder wird viel gejubelt, gelacht und geklatscht. Herr Vundla, der Schulleiter, erweist sich als großer Entertainer.
Besonders euphorisch ist dann die Begrüßung der Gäste aus der IGS Stade (sprich: Ai-Dschi-Es Stad). Wir dürfen neben dem Schulleiter an einer Tafel auf der Bühne sitzen und werden einzeln vorgestellt. Auch bei der Übergabe der Gastgeschenke gibt es großen Jubel. Im Rückblick sagt Amelie Kruse: „In dieser Schulversammlung gab es viele Gänsehautmomente. Diese Energie und dieser Zusammenhalt der Schule sind extrem beeindruckend.“
Begrüßung der Gäste aus Europa
Am Nachmittag folgt ein Workshop zur Vorbereitung der Aufnahme in die Gastfamilien: An den folgenden Tagen sollen alle Reisenden in simbabwische Gastfamilien aufgenommen werden. Do’s und Don’t’s werden besprochen. Wir lernen, uns auf Ndebele (eine der beiden großen Landessprachen) zu bedanken und wir werden darauf hingewiesen, dass es in den Familien noch recht traditionelle Rollenbilder und Erwartungen geben könnte.
In den ersten Tagen haben wir schon viele spannende Eindrücke gewonnen und vieles gelernt. Jetzt sind wir voller Vorfreude und Neugier auf die nächsten Tage.